Ginge es nach den Arbeitnehmern in Deutschland, würde der in der Pandemie populär gewordene Homeoffice-Trend wohl noch lange Zeit anhalten. Mehr als 70 Prozent der Beschäftigten in Deutschland gaben jedenfalls in einer YouGov-Umfrage an, auch künftig lieber von Zuhause aus arbeiten zu wollen als in einem Büro. Sich den Weg zur Arbeit sparen zu können, ist für sie das wichtigste Argument.
Die Arbeitgeber stehen dem Homeoffice-Trend allerdings deutlich skeptischer gegenüber. Zwar haben Großunternehmen wie Siemens und Allianz angekündigt, ihre Angestellten in Zukunft flexibler arbeiten lassen zu wollen: Laut einer Umfrage des Münchener Ifo-Instituts ist jedoch die Mehrheit der Unternehmen nicht davon überzeugt, dass die Produktivität ihrer Mitarbeiter im Homeoffice gleich bleibt.
Für die Zukunft des Büroimmobilienmarkts sind diese unterschiedlichen Auffassungen mitentscheidend. Werden Büroräume frei, weil die Arbeitnehmer im Homeoffice bleiben, oder kehrt sich der Trend wieder um? Welche Entwicklung ist für den Büroimmobilienmarkt in den nächsten Jahren wahrscheinlich?
Vorjahresergebnis um knapp 16% übertroffen
Eine im Oktober erschienene Analyse der Immobilienberatungsfirma BNP Paribas Real Estate gibt Aufschluss. Sie zeigt, dass sich der Büromarkt Berlins bereits von der Krise erholt. Der Analyse zufolge wurden in den ersten drei Jahresquartalen an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig und München zusammengenommen rund 2,25 Mio. m² Bürofläche umgesetzt. Damit wurde das pandemiebedingt schwache Vorjahresergebnis um knapp 16 % übertroffen.
“Die zunehmende Dynamik der Nachfrage zeigt sich insbesondere, wenn man nur das dritte Quartal betrachtet. Mit 891.000 m² wurde nicht nur das Vorjahresergebnis um 38 %, sondern auch der zehnjährige Durchschnitt um 4 % überboten”, erläutert Paribas-CEO Marcus Zorn. An die Spitze gesetzt hat sich erneut Berlin mit 520.000 m² (+8 %), womit sich die Hauptstadt nahezu auf dem Niveau des zehnjährigen Durchschnitts bewegt.
Dabei hatte die Krise zunächst auch in Berlin und Brandenburg zu einem deutlichen Rückgang der Neuvermietungen von Büroimmobilien geführt: rund 30 Prozent weniger Büros wurden 2020 vermietet. Ein zunächst von vielen befürchteter Preisverfall blieb dabei aus.
Die weit überwiegende Mehrheit der Firmen hält an ihren gemieteten Räumen fest
Die Analysten des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sind überzeugt, dass der Berliner Büroflächenmarkt in den kommenden Jahren trotz der Effekte der Corona-Pandemie weiter wächst. Für eine Studie der IW wurden 1.200 Unternehmen befragt. Zwei Drittel der befragten Firmen gaben an vorzuhaben, ihren Beschäftigten nach der Coronakrise nicht mehr Homeoffice als vor der Krise zu ermöglichen. Für sie, so Studienautor Oliver Stettes, sei die Homeoffice-Lösung nur eine Maßnahme auf Zeit.
Die Folge davon: Die weit überwiegende Mehrheit der Firmen hält an ihren gemieteten Räumen fest, auch wenn sie schon seit eineinhalb Jahren nur noch von Bruchteilen der Belegschaften besetzt sind. Das hilft zu erklären, warum sich die Büromärkte in Deutschland trotz der gesunkenen Nachfrage wieder stabilisieren.