Ein Jahr Tesla: die Wirkung auf den Wirtschaftsstandort Grünheide 

Tag der Auslieferung: Am 22. März 2022 übergab Unternehmenschef Elon Musk höchstpersönlich die ersten Model Y aus Grünheide an ihre neuen Besitzer. Foto: Tesla.

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Vor rund einem Jahr begann Tesla mit der Auslieferung der ersten Elektrofahrzeuge aus dem ersten europäischen Werk in Grünheide. Chef und Visionär Elon Musk persönlich überreichte die ersten Teslas an 30 Kunden. ...

Bundeskanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke klatschten Beifall. Seitdem hat Tesla die Region verändert und sich als echter Wirtschaftsmagnet entpuppt.

Ein Blick auf die Tesla-Website im Bereich Stellenangebote für die Gigafactory in Grünheide verschafft Suchenden sofort Klarheit: Da kommt eine Menge Arbeit auf sie zu. Im positiven Sinne. Hier müssen Interessierte schon mehrere Webseiten durchscrollen, um sich einen Überblick über die ausgeschriebenen Stellen zu verschaffen. Über 420 offene Offerten standen da Ende März 2023 in der Datenbank: von Lackierer:innen über Schichtleiter:innen bis zu Manager:innen. Tesla ist für die Region in Brandenburg ein Jobmotor – das kann man mit Fug und Recht behaupten.   

Im Visier: eine halbe Million E-Autos pro Jahr 

Tesla in Grünheide fährt die Produktion hoch: Rund ein Jahr nach der feierlichen Eröffnung vermeldete das kalifornische Unternehmen Ende März, dass mittlerweile 5.000 E-Autos pro Woche gefertigt werden – und zwar ausschließlich das großräumige „Model Y“. Von diesen 250.000 Autos pro Jahr will Tesla in Zukunft aber lieber die doppelte Menge produzieren. Mittelfristig sollen sogar eine Million der stromlinienförmigen E-Fahrzeuge die Werkshallen von Grünheide verlassen.

Wahnwitzige Zahlen sind das, aber der Markt will es anscheinend so. Jedes vierte im Februar 2023 zugelassene E-Auto war ein Tesla. Das Unternehmen ist absoluter Marktführer in dieser Sparte. Künftig soll auch das Volumenmodell „Model 3“ in Brandenburg gefertigt werden. Dazu müssen viele, viele Mitarbeiter gewonnen und der Standort massiv ausgebaut werden. Derzeit arbeiten etwa 10.000 Arbeitnehmer:innen bei Tesla, schnellstmöglich sollen es 12.000 werden. Das klingt nach einer Wunscherfüllung, die bei der Eröffnung des Werks am 22. März 2022 von Brandenburgs     Ministerpräsident Dietmar Woidke verheißen wurde: „Tesla ist das herausragende Beispiel für Brandenburgs neue Wirtschaftsdynamik. Die erste europäische Gigafactory findet überall große Aufmerksamkeit. Das sorgt dafür, dass unser Land als Hightech-Standort noch bekannter wird. Weitere Investitionen in die Batterieherstellung oder die Lithium-Produktion sind geplant oder werden bereits umgesetzt.“

Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt: Das Werk in Grünheide hat einen großen Hunger nach Mitarbeitenden – und der Wirtschaftsstandort wächst. Foto: Tesla.

Zugpferd für den Wirtschaftsstandort 

Die Ansiedlung der Tesla-Fabrik in Grünheide hat sich definitiv als Jobmotor entpuppt. Gemäß aktueller Aussagen der Vereinigung der Unternehmensverbände gäbe es im Bundesland kaum noch Arbeitskräfte auf dem Jobmarkt, die den Anforderungen entsprechen. Die Vereinigung betont, dass insbesondere die Elektromobilitätsbranche in Brandenburg weiterhin wachse und daher einen erhöhten Bedarf an Personal habe. „Wir haben gut 1400 Arbeitslose zu Tesla vermittelt“, berichtet Jochem Freyer von der Arbeitsagentur Frankfurt (Oder). Herrliche Zeiten für qualifizierte Menschen, die in die Region ziehen wollen.

Freilich ist die Gigafactory, wie Tesla sie selbstbewusst nennt, nicht unumstritten. Es gibt Streit um den Umweltschutz, um fehlendes Wasser und Strom. Trotzdem ist Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) hochzufrieden mit dem Ausstrahlungseffekt: „Nach wie vor spüren wir den Sog bei den Ansiedlungsanfragen“, erklärt er, „das Gesicht von Brandenburg hat sich definitiv verändert und wir sind ein attraktiver Standort geworden, der jungen Menschen exzellente Jobs anbieten kann“, sagt der Minister. Tesla sei ein Zugpferd für den Wirtschaftsstandort. Die Grünen betrachten das Projekt ebenfalls als Zukunftschance. Grünen-Fraktionschef Benjamin Raschke sagt, dass die Ansiedlung von Tesla Brandenburg erst auf den Schirm internationaler Investoren gerückt habe. Gleichzeitig steige natürlich auch der Handlungsdruck, die Probleme zu lösen, die solche Großansiedlungen, insbesondere für den Umweltschutz, mit sich brächten.  

Weitere Großansiedlungen werfen ihre Schatten voraus 

Tesla ist ein Wirtschaftsmagnet, der besonders Industrien anzieht, die als Zulieferer für den E-Auto-Produzenten fungieren könnten. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Tesla-Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) plant der Immobilienentwickler Panattoni die Errichtung eines neuen Logistikzentrums. Auf einer Fläche von etwa 94.000 Quadratmetern sollen Lagerhallen, Büros und Parkplätze entstehen. Der Bürgermeister von Grünheide hofft, dass die regionale Wirtschaft dadurch weiterwachse, da durch das Zentrum die Grundlage für zusätzliche Ansiedlungen und Arbeitsplätze geschaffen werde. Vor allem Zulieferer aus der Automobilindustrie sollen als Nutzer für das Logistikzentrum gewonnen werden. Gemäß den bisherigen Plänen sollen insgesamt sechs Halleneinheiten mit einer Fläche von etwa 55.700 Quadratmetern entstehen.

Ein Fest für die Region: Irene Schulz, Bezirksleiterin der IG Metall in Berlin, Brandenburg, Sachsen findet lobende Worte zum Einjährigen: „Ich möchte den Tesla-Beschäftigten zum einjährigen Jubiläum ihres Werkes meinen Respekt bekunden. Sie haben die Produktion von null zum Laufen gebracht. Der Ausbau der Elektromobilität erhält durch das Werk in Grünheide einen enormen Schub für den Standort Deutschland.“ Foto: Tesla.

Und der nächste große Fisch ist auch bereits am Haken: Ebenfalls in der Nähe von Tesla will die EV-Cargo-Unternehmensgruppe eine rund 50.000 Quadratmeter große Mietfläche für die Lagerung und Verteilung von Lithium-Ionen-Akkus für Elektrofahrzeuge nutzen. Es wird gemunkelt, dass EV Cargo die gesamte Batterielogistik für Tesla in Grünheide übernehmen könnte. Die Region erfreut sich einer steigenden Beliebtheit, wie aus einer Image-Analyse der Regionalen Planungsgemeinschaft Oderland-Spree hervorgeht. Die wirtschaftliche Entwicklung habe zu einem starken Zuzug geführt, berichtet Wolfgang Rump von der Planungsgemeinschaft: Tesla wird mit Innovation, Wirtschaftskraft und Arbeitsplätzen gleichgesetzt. Das habe den Startschuss für eine zukunftsorientierte Entwicklung gegeben. Die Region möchte künftig weiter von dieser Entwicklung profitieren und sie auch vermarkten. Rosige Aussichten für den Wirtschaftsstandort.

Informieren Sie sich über die Entwicklung der BER-Region anhand unserer Standortanalyse.

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