Deutschlands Industrieimmobilien: Resilient in der Krise

Die Erholung der Weltwirtschaft macht Hoffnung auf einen Post-Corona-Boom

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Die Rezession wirkt sich zunächst stark auf die Mietpreise im Sektor der Industrieimmobilien aus. Doch die Erholung der Weltwirtschaft macht Hoffnung auf einen Post-Corona-Boom....

Eigentlich geht es dem deutschen Immobilienmarkt erstaunlich gut. Ungeachtet der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Rezession stiegen die Kauf- und Mietpreise vergangenes Jahr deutschlandweit kräftig an. Besonders im Südosten Berlins, der seit der Eröffnung des neuen Flughafens Willy Brand und der Tesla-Ansiedlung ein wahres Wirtschaftswunder erlebt, entwickelten sich die Immobilienpreise prächtig. 

Der Markt für Industrie- und Logistikhallen ist jedoch von der Rezession stark betroffen. Vergangenes Jahr sanken hier die Mieten deutschlandweit um durchschnittlich 2,2 Prozent gegenüber 2019. Kein Wunder: Die Pandemie hat zu einem Rückgang der bundesweiten Industrieproduktion geführt. Laut Industrialport, einem Beratungsunternehmen für Lager-, Logistik- und Produktionsimmobilien, brach der Sektor um satte 10,8 Prozent ein. Vor der Krise waren hier noch deutliche Mietsteigerungen zu beobachten.

“Im größten Nutzungssegment der Lagerhallen gingen die Mieten im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent zurück – vornehmlich ausgelöst durch Immobilien mit schlechter Ausstattung und in schlechterer Lage”, wird Peter Salostowitz, Geschäftsführer von Industrialport, in der WELT zitiert. Den stärksten Einbruch verzeichneten demnach Mieten für Produktionshallen mit minus 12,9 Prozent.

Eine Ausnahme bildeten die Logistikimmobilien. Entgegen dem Markttrend seien ihre Mietpreise im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent gestiegen. Als Grund dafür führt Salostowitz den boomenden Onlinehandel an. Besonders in Ballungsräumen und ihrer Umgebung sei die Nachfrage nach Lagern, von denen aus online bestellte Waren an die Kunden geliefert werden, deutlich gestiegen. 

Das bestätigt auch eine Untersuchung des Dienstleistungsunternehmens für Gewerbeimmobilien CBRE: Demnach sei der größte Abnehmer von Logistikflächen mit einem Plus von rund 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr im ersten Halbjahr 2021 die Handelsbranche, rund die Hälfte des Bedarfs entfalle auf Onlinehändler

Im Rückgang der Preise für Industrieimmobilien insgesamt sieht Ralph Henger, Immobilienexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, indes keinen Anlass zu großer Sorge. Im Gegenteil: Der verhältnismäßig moderate Preiseinbruch zeige, dass der Markt über starke Resilienzen verfügt: “Der Rückgang um 2,2 Prozent zeugt von einer hohen Widerstandsfähigkeit des zuvor boomenden Marktsegments für Industrie- und Logistikimmobilien”, sagte Henger gegenüber der Zeitung.

Gemeinsam mit Industrialport gibt das Institut der deutschen Wirtschaft seit vier Jahren den IWIP-Index heraus, der die Mietpreisentwicklung für Industrieimmobilien erfasst. Auch dort liest man von der “hohen Widerstandsfähigkeit des zuvor boomenden Marktsegments für Industrie- und Logistikimmobilien”. Kann der Sektor also zeitnah mit einer Erholung rechnen? 

Das hängt laut IW-Mann Henger wesentlich von der Wirtschaftsentwicklung ab. Das IW rechne für 2021 mit einem Wachstum für die deutsche Wirtschaft von drei Prozent, das reale Bruttoinlandsprodukt würde dann das Vorkrisenniveau wieder erreichen. 

Auch die Deutsche Bundesbank bewertet die Wirtschaftsentwicklung optimistisch: „Die deutsche Wirtschaftsleistung nahm im zweiten Quartal 2021 wohl wieder kräftig zu”, heißt es in ihrem jüngsten Monatsbericht. Die Fachleute gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft damit den herben Rückschlag, den sie im Winterquartal aufgrund der umfassenden Pandemie-Schutzmaßnahmen erlitten hatte, in etwa wettmachen konnte. 

„Sofern es mit Blick auf die Pandemie zu keinen nennenswerten Rückschlägen kommt und die Lieferengpässe in der Industrie zumindest schrittweise nachlassen, dürfte das gesamtwirtschaftliche Expansionstempo im Sommerquartal noch stärker ausfallen”, so die Bundesbank. Dann könnte das reale Bruttoinlandsprodukt schon im dritten Vierteljahr sein Vorkrisenniveau wieder erreichen

Dass Deutschland ein Post-Corona-Boom bevorstehen könnte, deutet auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) an. In der Industrie stünden die Zeichen schon seit geraumer Zeit auf Erholung, gehemmt würde diese bisher allerdings noch durch Lieferengpässe. Dennoch: Das starke Wachstum der Weltkonjunktur hilft der Exportnation Deutschland, die Auftragsbücher sind wieder gut gefüllt. IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths zufolge stünden die Zeichen alles in allem „auf kräftiger Expansion”.

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