Auf Kuschelkurs: Besuchshunde sorgen bei den Passagieren am BER-Flughafen für Entspannung

Die zwei Teams mit jeweils zwei Begleithunden und ein Flughafenmitarbeiter. Foto: Flughafen Berlin Brandenburg

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Addy, Benny, Emy und Pepper schaffen, was selbst die raffinierteste Reiseplanung nicht schafft: Sie sorgen für gute Laune am Flughafen. Denn die vier Fellnasen sind Besuchshunde, die zum Ferienstart 2023 erstmals den Flughafen BER zu ihrem „Revier“ gemacht haben. Zur Freude der Passagiere....

Die Kooperation zwischen dem Flughafen Berlin-Brandenburg und dem Verein Therapiehunde-Brandenburg gem. e. V. war so erfolgreich, dass sie künftig monatlich wiederholt werden soll. Eine tolle Idee.

Solche Szenen spielen sich täglich auf Flughäfen ab: Ein Kleinkind sitzt weinend im Kinderwagen, während die Eltern versuchen, das Gate für ihren Flug zu finden. Stress hoch zehn! Gleich nebenan in der Wartehalle kommt ein Ehepaar wegen eines Taxistreiks zu spät zum Check-in. Ein verpasster Flug und schlechte Laune sind die Folge.

Wenige Augenblicke später strahlt das Kleinkind, weil es einen Hund streicheln darf. Und das Ehepaar freut sich über den vierbeinigen Seelentröster, der mit ihnen im Büro der Fluggesellschaft sitzt, während sie nach einem Ersatzflug suchen. Das sind nur zwei der Beobachtungen, welche die Teams des Vereins Therapiehunde-Brandenburg gem. e. V. am Flughafen BER gemacht haben. Denn Mitte Juli besuchten sie mit den Dackeln Addy und Benny, der Labradorin Emi und dem Mischling Pepper den Flughafen zum Ferienstart – und sorgten mit ihren freundlichen tierischen Begleitern für gute Laune und entspannte Gesichter.

Tier wirkt

Allein die Anwesenheit eines Tieres kann bei Menschen den Blutdruck senken. Es macht Freude, Tiere zu beobachten, sie vielleicht sogar zu streicheln und mit ihnen spazieren zu gehen. Dass der Kontakt zu Tieren – insbesondere zu Hunden – Menschen einfach guttut, wurde bereits in zahlreichen Studien nachgewiesen. Daraus hat sich die tiergestützte Therapie entwickelt. Therapiebegleithunde helfen Patienten beispielsweise, Ängste, Depressionen und Schmerzen zu lindern – oder zumindest für eine Weile zu vergessen.

Von Besuchshunden in Altenheimen oder Krankenhäusern hat man vielleicht schon gehört – aber am Flughafen? Das ist zumindest in Deutschland relativ neu, aber eine geniale Idee. Denn auch hier geht es gerade in der Urlaubszeit hektisch und stressig zu und insbesondere Kinder langweilen sich, was dann auch deren Eltern Nerven kostet. Nicht zu vergessen: Manche Passagiere leiden unter Flugangst und fühlen sich beim Warten am Gate noch unwohler als andere.

Gerade in der Ferienzeit geht es am BER-Flughafen hektisch zu. Die tierischen Besucher sind da hochwillkommen Foto: Flughafen Berlin Brandenburg

Der Einsatz am BER war als Test geplant und so erfolgreich, dass der Flughafen Berlin-Brandenburg und der Verein Therapiehunde-Brandenburg gem. e. V. die Hundebesuche am Flughafen nun regelmäßig durchführen wollen: „Wir planen derzeit, einen Kooperationsvertrag für ein Jahr abzuschließen, der den Einsatz von zwei Mensch-Hund-Teams einmal im Monat vorsieht“, berichtet Yvonne Hinneburg, erste Vorsitzende des Vereins. 

Besuchshunde werden im Rahmen tiergestützter Aktivitäten eingesetzt und die Einsätze umfassen zwanglose Interaktionen oder Besuche, die von Mensch-Hund-Teams durchgeführt werden. Ziel der Einsätze ist es, Freude zu verbreiten, Menschen zum Lächeln zu bringen, Ängste abzubauen und auch über den Umgang mit Hunden zu informieren. Die Teams durchlaufen eine umfangreiche Ausbildung. Für die Hundeführer ist es wichtig, die Körpersprache der Hunde richtig zu deuten und Stresssignale zu erkennen. Vor der Ausbildung werden die Hunde auf ihre Eignung getestet, denn sie müssen wesensfest, freundlich und aufgeschlossen gegenüber Menschen sein. Alle zwei Jahre werden die Teams überprüft. Der Therapiehunde-Brandenburg gem. e. V. wurde 2009 gegründet. Derzeit gehören dem Verein rund 50 Teams an. Wer sich ehrenamtlich engagieren möchte, kann sich hier informieren: www.therapiehundeverein-brandenburg.de 

Entspannte Vierbeiner und relaxte Fluggäste 

Vor dem eigentlichen Einsatz dürfen sich die Vierbeiner erst einmal bei einem Spaziergang selbst entspannen und an die Situation gewöhnen. Dann geht es durch die Sicherheitsschleuse: „Die Einsätze finden hauptsächlich auf der Flugseite statt, also in dem Bereich, in dem sich die Passagiere nach der Sicherheitskontrolle vor dem Boarding aufhalten“, erklärt Yvonne Hinneburg. Kai Swinne, Beisitzer des Vorstands, ergänzt: „Die Teams beobachten die unterschiedlichen Reaktionen der Passagiere und gehen auch auf kleine Gruppen wie Familien mit Kindern zu, um Gespräche zu führen und Berührungen zu ermöglichen. Dabei haben die Teams ihre Hunde immer im Blick. Bei Anzeichen von Stress oder Unwohlsein wird sofort reagiert. Wenn so eine Gruppe lebhafter, freundlicher Hunde durch die Halle läuft, ist ihnen die Aufmerksamkeit gewiss – und das soll auch so sein: „Wenn jemand mit den Teams spricht, können auch die Passagiere in der Nähe die Reaktionen auf die Hunde beobachten und werden für einen Moment von langen Wartezeiten oder Flugangst abgelenkt. Die bloße Anwesenheit der Hunde sorgt also sichtbar für eine positive Ablenkung und trägt zu einer entspannteren Atmosphäre bei“, freut sich auch Jörg Utrecht vom Therapiehundeverein Brandenburg. Ein Einsatz dauert inklusive Pause etwa 45 Minuten. Danach können die Tiere noch eine kleine Entspannungsrunde drehen – denn auch sie dürfen wieder „runterkommen“. 

Vor allem Familien mit kleinen Kindern merken: Die Stimmung entspannt sich sofort, wenn Kinder am Flughafen auf die Besuchshunde treffen. Foto: Therapiehunde-Brandenburg gem. e. V.

Eine gute Idee breitet sich aus 

Die Idee, Tiere zur Entspannung einzusetzen, stammt ursprünglich vom Flughafen LAX in Los Angeles, USA. Das Programm mit dem Namen „Pets Unstressing Passengers“ (PUP) – auf Deutsch: „Haustiere entspannen Passagiere“, wobei die Abkürzung „PUP“ ein Wortspiel mit der eigentlichen Wortbedeutung „Pup“ = Welpe ist – feierte kürzlich sein zehnjähriges Bestehen. Mittlerweile gibt es ähnliche Programme überall in den USA. Eine tolle Idee, der man auch in Deutschland einen ähnlichen Erfolg wünscht. Toll, dass der Berliner Flughafen hier so innovativ vorangeht. 

Informieren Sie sich über die Entwicklung der BER-Region anhand unserer Standortanalyse.

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